Sven Bechen ist heute, am 12. Juni von seinem Amt als Vorsitzender der Piratenpartei NRW zurückgetreten. Hierzu seine Stellungnahme:

„Liebe Mitglieder und Unterstützer der Piratenpartei,
in den letzten Tagen habe ich viel über die aktuelle Situation unserer Partei nachgedacht und möchte Euch heute über meine Entscheidung informieren. Die jüngsten Entwicklungen und Wahlergebnisse haben mich zutiefst betroffen gemacht. Nach reiflicher Überlegung habe ich mich dazu entschlossen, von meinem Amt als Vorsitzender der Piratenpartei Nordrhein-Westfalen zurückzutreten.

Dieser Entschluss hat sich eigentlich schon seit dem Bundesparteitag 23.2 in Hamburg abgezeichnet. Ursprünglich bin ich der Partei beigetreten, um mich für Bildungs- und Sozialthemen starkzumachen. Stattdessen musste ich feststellen, dass man als Vertreter linker und linksliberaler Positionen unerwünscht ist. Das Thema Digitales dominiert alles und es scheint, als würde man glauben, damit alle großen Probleme unserer Zeit lösen zu können. Wichtige Bildungsthemen wurden auf dem Bundesparteitag in Hamburg blockiert, was mich zutiefst enttäuscht hat. Mit der Politik, die ich betreiben möchte, fühle ich mich immer mehr allein.

Viele meiner Weggefährten haben die Partei bereits verlassen. Ihr, die verbleibenden Unterstützer, seid mir geblieben, aber ich habe keine Kraft mehr, diesen Weg weiterzugehen. Ich habe mich verpflichtet gefühlt, als Kandidat alles zu geben und auch im Landesvorstand mein Bestes zu tun. Doch nun bin ich am Ende meiner Kräfte. Ich sehe mich nicht mehr in der Lage, den Herausforderungen zu begegnen, die auf uns zukommen, und möchte mich nicht weiter für das Verhalten einzelner rechtfertigen müssen.

Abschließend möchte ich sagen, dass Ihr großartige Menschen seid. Ohne Euch wäre vieles schon früher zusammengebrochen. Ich schulde Euch Dank dafür, dass Ihr da wart, als der Gegenwind am stärksten war, und dass man immer auf Euch im Landesverband zählen konnte. Es tut mir leid, dass ich Euch mit der schweren Aufgabe, die nun vor Euch liegt, allein lasse. Danke für alles.“

Wir bedauern diesen Entschluss sehr und bedanken uns bei Sven ganz herzlich für die investierte Zeit und Energie und die gute Zusammenarbeit. Wir hoffen, auch zukünftig auf seine Expertise im Bereich Bildungspolitik zählen zu können und wünschen ihm bei seinem Engagement viel Erfolg, alles Gute und vor allem Gesundheit.

Laut Satzung geht die Position des ersten Vorsitzes nun an die bisherige Stellvertreterin Andrea Deckelmann über. Die Aufgaben der Geschäftsbereiche werden wir neu verteilen und die Geschäftsordnung entsprechend anpassen.

Euer Landesvorstand

4 Kommentare

  1. 1

    Ahoi, ich kann das gut verstehen, auch von mir ein großes Dankeschön für die geleistete Arbeit und die investierte Energie! Das gilt natürlich für den gesamten Vorstand…
    Auch ich bin schockiert über das Wahlergebnis und werde für mich daraus die notwendigen Konsequenzen ziehen.
    Gruß aus dem vKV WAF
    MistaBreed

    • Ich habe das selbstredend gerne für euch gemacht. Und ich wünsche dem Landesvorstand auch viel Kraft und Erfolg auf dem weiteren Weg. Immer nur daran denken, dass der LaVo immer ein offenes Ohr hat.

  2. 2

    Es ist mir durchaus nachvollziehbar, dass dieses Wahlergebnis uns alle schockiert hat und wir damit unzufrieden sind. Wenn wir ehrlich sind, so kommt dieses Ergebnis in der Tat aus heiterem Himmel. Es war zu erwarten und wurde so befürchtet. Wir sollten jetzt jedoch nicht die Segel streichen oder gar von Bord gehen. Wir sollten dieses Ergebnis als einen Weckruf verstehen und uns neu ausrichten, ohne unsere Hauptaufgabe des Datenschutzes dabei zu vernachlässigen. Wir müssen uns thematisch breiter aufstellen und wir müssen unbedingt sichtbarer werden. Dieses nicht nur im Innenverhältnis, sondern vor Allem nach außen, zu den Bürgern. Wir müssen wieder zu einer unruhigen und agilen Partei werden, die sachlich, sprachgewandt und allgemein verständlich argumentiert. Das Parteiprogramm und die Absichtserklärungen müssen müssen entrümpelt und verkürzt werden. Mit kurzen Sätzen, klaren und allgemein verständlichen Begriffen müssen wir unsere Wähler bei der Stange halten und neue hinzugewinnen.

    Also Leute, lasst uns unseren Kahn wieder flott machen. Befreien wir ihn von dem Ballast der Vergangenheit, schrubben wir das Deck und überholen den Rumpf und die Takelage. Modernisieren wir unsere Geschütze, damit sie sich nicht wie ein ferner Donner anhören. Treffen wir die Ohren und das Gemüt der Bürger, damit wir nicht mehr als Geisterschiff im Nebel wahrgenommen werden. Wir sind die Piraten, die das Interesse der Bürger vertreten und schützen. Wehrhaft, gut und zielsicher. Packens wir an. Wir alle und nicht nur der Kommandostand. Machen wir also Klarschiff!

    • Liebe Eule,

      vielen Dank für deinen Kommentar und die offenen Worte zum Wahlergebnis. Es ist in der Tat eine schwierige Zeit für die Partei, und ich verstehe die Frustration und den Schock, den viele von uns empfinden.

      Das Wahlergebnis ist ein klarer Weckruf. Ihr müsst eure Strategie überdenken und euch breiter aufstellen. Sichtbarkeit und klare Kommunikation sind entscheidend, um das Vertrauen der Bürger zurückzugewinnen.

      Dein Vergleich mit dem Schiff, das wieder flott gemacht werden muss, trifft den Nagel auf den Kopf. Es ist Zeit, den Ballast der Vergangenheit abzuwerfen, das Deck zu schrubben und den Rumpf zu überholen. Ihr müsst eure Botschaften modernisieren und präzise formulieren, um die Menschen zu erreichen und zu überzeugen.

      Herzlichen Dank für dein Engagement und deinen Einsatz.

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